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Letzte Landung für "Starfighter": Rheine

Das Stück Luftfahrtgeschichte hatte eine nächtliche Schleichfahrt samt Polizeibegleitung hinter sich, als es an einem Morgen in der vergangenen Woche um 6 Uhr in der Theodor-Blank-Kaserne durchs Haupttor rollte. Die Fahrt von Büchel in der Eifel nach Rheine war störungsfrei verlaufen. Diese "Ladung" der Lockheed F-104 G "Starfighters" in Rheine war sicherlich nicht standesgemäß - aber immerhin zeitgemäß.

Dieser Typ eines einsitzigen überschallfähigen Kampfflugzeugs war bis 1974 im Flugbetreib beim Jagdbombergeschader 36 "Westfalen" eingesetzt. Zehn Jahre lang prägte das in Fachkreisen als schönstes und elegantestes Kampfflugzeug bekannte Fluggerät das Bild am Himmel über der NATO-Basis Hopsten/Dreierwalde. Jetzt kehrt das Stück Luftfahrtgeschchte zurück - ein bewegender Moment für die Standortgeschichte. 

Foto: Sven Rapreger

 

Für die Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader ein absoluter Höhepunkt: Das Cockpit des Starfighters mit allen Instrumenten, die der Strahlflugzeugführer benötigt.

„Bemannte Rakete“ wurde der Mach 2 (doppelte Schallgeschwindigkeit) schnelle und damals etwa sechs Millionen D-Mark teure F-104 G „Starfighter“ von den Rheinensern genannt. Zur Erfüllung der NATO-Doktrin „Flexible Response“ sah im Extremfall mit diesem Jet auch der Einsatz von taktischen Nuklearwaffen vor.

Diese Ikone der Luftfahrt mit dem Kennzeichen „25+86“ diente nach der Feststellung der Flugtauglichkeit viele Jahre der Ausbildung von technischem Personal in Kaufbeuren und danach der Lehrlingsausbildung beim Jagdbombergeschwader 33. Mit insgesamt nur acht Flugstunden kann nun dieses Exemplar nach Beseitigung von Witterungsschäden auf seine neue Aufgabe als Teil der militärgeschichtlichen Sammlung der Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader vorbereitet werden.

Foto: Sven Rapreger

 Zehn Jahre flog der Starfighter am Himmel über Rheine.

Zunächst gilt es aber, die für den Transport entfernten Teile wie Tragflächen wieder zu montieren. Das Ziel: Auch dieses neue Stück Geschwadergeschichte soll mit größter Sorgfalt würdig präsentiert werden. Dabei kostete es viele Bemühungen, Anträge und Anfragen, um vom Bund die Genehmigung zur Nutzung des Starfighters als Exponat für die Ausstellung zu erhalten – Bemühungen, die durch die Übernahme der Schirmherrschaft über die drei örtlichen militärischen Traditionsgemeinschaften – das aufgelöste Mittlere Transporthubschrauberregiment 15 Bentlage, das Jagdbombergeschwader 36 Hopsten und die Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader – durch Landrat Martin Sommer nochmals beflügelt worden sind.

Foto: Sven Rapreger

 

Der bisherige Starfighter der Sammlung hatte keine Räder.

Vor 18 Jahren fand der letzte Flug eines Jets vom Fliegerhorst Rheine/Hopsten statt. Damit endete nach über 44 Jahren die Geschichte des Westfalengeschwaders, das immer eng mit der Garnisonstadt Rheine verbunden war. In Erinnerung gehalten wird die Geschichte des Verbandes und der Garnison durch die Mitglieder der Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader mit einer kürzlich umgezogenen Militärgeschichtlichen Sammlung.

Foto: Sven Rapreger

 

Zur Freude des Restaurators hat der neue Starfighter Räder mit Hauptfahrwerksbeinen. Benutzerfreundlich ist die Hydraulikserviceklappe.

Nun gilt es, eine moderne und konzeptionelle Ausrichtung umzusetzen, in deren Mittelpunkt das Segment einer F-4 F „Phantom“ und das nahezu vollständige neue Exponat einer F-104 G „Starfighter“ stehen. Abgerundet durch Demonstrationsstücke für Einblicke in Technologien ab den 1950er-Jahren soll Technik zum Anfassen und Verstehen geboten werden. Damit kommt die Sammlung dem eigentlichen Ziel, durch Erinnerung einen Beitrag zur politischen und historischen Weiterbildung gegenwärtiger und nachfolgender Generationen zu leisten, ein Stück näher.

Foto: Sven Rapreger

 

Erst am Donnerstag kam die aus Titan gebaute verstellbare Nachbrennerdüse (Nozzle) des nur einstrahligen Starfighters in Rheine an.

Der Hausherr der Liegenschaft Theodor-Blank-Kaserne, das Sanitäts-Regiment4 unter Führung von Oberfeldärztin Dr. Mascha-Christine Groß und ihrem Team, unterstützt das Vorhaben – nicht nur im Geiste diese Traditionspflege, sondern auch mit Rat und Tat.

Wenn Konzept und Ausstellungsbereiche der Sammlung aufeinander abgestimmt sind, wird nicht nur den ehemaligen Angehörigen der Verbände der Garnisonstadt Rheine, sondern auch der Bevölkerung und den Bildungseinrichtungen in und um Rheine die Besichtigung ermöglicht werden.

westfalengeschwader.com

Anmerkung der Redaktion: Der Autor ist MV-Fotoredakteur und in seiner Freizeit Restaurationsbeauftragter des Vereins „Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader“.